Abstract
Zusammenfassung
Die Zukunft der Lebensmittelversorgung ist vor den Hintergründen ökologischer, ökonomischer und sozialer Herausforderungen ein sowohl national als auch international zunehmend wichtiges und drängendes Thema. Besonders Nahrungsquellen tierischen Ursprungs stehen hierbei im Zusammenhang mit Emissionen und Tierschutzaspekten in der Kritik. Herausforderungen sind u. a. Landnutzung und der Einfluss auf die Biodiversität, der Wasserhaushalt, die Kohlendioxidemissionen oder deren Äquivalente, Nährstoffeinträge, tiergerechte Haltung oder auch gesundheitliche Aspekte der Ernährung. Wenn man sich grundsätzlich für den Konsum tierischer Lebensmittel entscheidet, kann die Aquakultur Teil der Antwort auf die Frage sein, wie wir uns in Zukunft nachhaltig und gesund ernähren. So können Produkte aus regionaler und nachhaltiger Aquakultur dazu beitragen, diese Bedarfe mit vergleichsweise geringen Umweltauswirkungen und hohen Tierschutzstandards zu decken. Vielversprechend sind insbesondere der Ausbau gekoppelter Nahrungs- und Nährstoffketten, die Nutzung alternativer Protein- und Fettquellen sowie die Emissionsreduktion. Häufig setzen diese Ansätze eine Intensivierung der Produktion voraus. Diese Entwicklung erscheint zunächst kontraintuitiv. Hier zeigen wir anhand von Fallbeispielen aus den eigenen Arbeitsschwerpunkten, dass intensive Produktionsformen durchaus im Sinne des Tierschutzes sowie der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit sein können und wie sich die Wissenschaft aktiv am gesellschaftlichen Prozess beteiligen kann. Trotz einer vielversprechenden technologischen Ausgangslage und geeigneter Lösungsansätze ist es bisher aber nicht gelungen, eine signifikante Aquakulturproduktion in Deutschland zu etablieren und es sind starke Impulse als Grundlage für eine Transition zu mehr Relevanz notwendig. Die Transformation zu integrierten und/oder intensiven Systemen muss harmonisiert ablaufen, um die Konkurrenzfähigkeit der lokalen Produktion auf Dauer zu sichern.
Fazit für die Praxis
Ob und wie sich die Aquakultur in Deutschland entwickeln kann, hängt neben dem handwerklichen und unternehmerischen Geschick des Einzelnen auch maßgeblich von politischen, gesellschaftlichen, administrativen und ökonomischen Zwängen bzw. Rahmenbedingungen und Entscheidungen ab. Grundsätzlich könnte die nachhaltige Aquakultur in Deutschland zu einem wesentlich höheren Selbstversorgungsgrad beitragen. Die Praxis nimmt bei dieser potenziellen Transition eine wichtige Rolle ein. Damit auch zukünftige Generationen von Praktiker*innen eine berufliche Zukunft in Deutschland haben könnten, sind heute neben einem Fokus auf die sich verändernden Anforderungen und des daraus resultierenden Ausbildungsbedarfs vor allem verantwortliches Handeln im Sinne der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit sowie des Tierschutzes von großer Bedeutung. Insbesondere die Tierhaltung steht auf dem Prüfstand und im Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Negative Berichterstattung von Einzelfällen schlägt sich schnell auf den gesamten Sektor nieder. Die positiven Eigenleistungen des Sektors müssen als solche geschlossen kommuniziert und dargestellt werden.