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Abstract

Zusammenfassung

Biber (Castor fiber) beeinflussen als Ökosystemingenieure insbesondere auch kleinere Fließgewässer durch den Bau von Dämmen. Die Einflüsse der Dämme auf Salmoniden wurden durch viele Untersuchungen in Europa und Nordamerika dokumentiert. Diese können ausgesprochen vielschichtig sein und reichen von positiven Effekten wie dem Entstehen von Refugialräumen und einem verbesserten Nahrungsangebot bis hin zu einer häufig beschriebenen Barrierewirkung bei der Wanderung und dem Verlust von Laichhabitaten durch Überstauen. Bisher ist nicht geklärt, wie sich diese Effekte der Biber insbesondere im norddeutschen Tiefland dauerhaft auf die Dynamik der Salmonidenbestände auswirken. An der Linde bei Neubrandenburg, einem Tieflandbach der Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern, wurden in drei aufeinanderfolgenden Forellenlaichsaisons auf einer Strecke von 11 km Biberdämme nach ihrer Überwindbarkeit kategorisiert und Laichbetten sowie Laichsubstrate kartiert. Es zeigte sich, dass einige Dämme ein Wanderhindernis vor allem für anadrom wandernde Meerforellen darstellten oder Laichhabitate überstauten. Auf der Untersuchungsstrecke waren beispielsweise bis zu 31.6 % (105 m) der Gewässerstrecke mit Mittelkies durch Dämme unerreichbar.   
Im Vergleich zur Saison 2018 kam es bis 2023 auf der vom Biber beeinflussten Gewässerstrecke zu einer Abnahme der Laichbettzahlen um 50,7 %. Im selben Zeitraum nahm die Anzahl Laichbetten auf der nicht von dem Biber beeinflussten Strecke um 5,9 % zu.
Darüber hinaus zeigte sich, dass ein Abfluss zwischen 0,75 m3/s (2023) und 1,3 m3/s (2021) genügte, um die Passierbarkeit von potenziell unpassierbaren Dämmen zu ermöglichen. Dies verdeutlicht die Bedeutung des Abflussregimes für deren Durchgängigkeit für wandernde Forellen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es zu negativen Effekten von Biberdämmen auf die Laichdynamik der Forellen kommen kann.

Fazit für die Praxis 

Für die Praxis zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass die Aktivitäten des Bibers das Laichen der Forelle negativ beeinflussen können. Dies betrifft in erster Linie die Durchgängigkeit des Gewässers zur Laichzeit und die Verfügbarkeit von geeigneten Sohlsubstraten. Die Schwere dieses Effektes ist dabei klar davon abhängig, wo ein problematischer Damm gebaut wird und wie regelmäßig geeignete Sohlsubstrate im betroffenen Gewässer vorkommen. Tieflandbäche unterscheiden sich hierbei deutlich untereinander und von den Bächen der Mittelgebirge, weshalb hier weitere Erkenntnisse gesammelt werden müssen. Um die Effekte der Biber auf die Laichdynamik und Reproduktion von Forellen in Tieflandbächen besser zu verstehen und ggf. beweisbasierte Maßnahmen für den Erhalt der ökologischen Durchgängigkeit abzuleiten, wird ein langfristiges Monitoring dieser Szenarien vorgeschlagen inklusive dem Aufwachsen der Jungtiere und dem Abwandern der Smolte. Darüber hinaus empfiehlt es sich, Wechselwirkungen der Biberaktivitäten mit der Gewässermorphologie, dem Abflussregime sowie gewässerbaulichen Maßnahmen zu prüfen. Auf diese Weise kann ein, auf andere Gewässer des Tieflandes übertragbarer Ansatz gefunden werden, der die Biber-Forellen-Interaktion beschreibt und Maßnahmen ableitet.