Abstract
Zusammenfassung
Die aquatische Biodiversität ist weltweit durch eine Vielzahl von Einflüssen bedroht und im Niedergang begriffen. Vor allem anthropogene Eingriffe, invasive Arten und die Folgen des Klimawandels führen zu einer Gefährdung von ehemals weit verbreiteten Arten. Durch die sich ständig ändernden Umwelteinflüsse ist vor allem der Schutz der lokalen genetischen Diversität essentiell. Die Fortschritte in der Wissenschaft in den letzten Jahren ermöglichen es heute, die genetische Diversität auch in größerem Umfang zu untersuchen. Mit Hilfe von Mikrosatelliten-Markern und etablierten morphometrischen Untersuchungen wurden in der vorliegenden Studie anhand von drei Fallbeispielen die Möglichkeiten und Herausforderungen für den angewandten Artenschutz aufgezeigt. Der Strömer (Telestes souffia) bildete das Idealbild einer morphometrischen und genetischen Untersuchung ab. Es konnten klare Gruppen innerhalb der betrachteten Einzugsgebiete identifiziert werden, welche die Ableitung von wirksamen genetischen Managementeinheiten und die Entwicklung konkreter Schutzkonzepte ermöglicht. Das Beispiel Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) hingegen verdeutlicht die Probleme, die bei der Untersuchung von kleinen und genetisch wenig diversen Populationen auftreten können. Zudem konnten die morphometrischen Analysen darstellen, dass Geschlechtsdimorphismus und abiotische Faktoren einen entscheidenden Einfluss auf den Phänotyp haben können. Die Ergebnisse für das Bachneunauge (Lampetra planeri) wiederum gaben ein Beispiel, indem die gewählte Methode nicht die gewünschten Resultate lieferte und die Analysen vertieft oder ein anderer genetischer Marker genutzt werden muss. Generell konnten im Rahmen der Untersuchungen wertvolle Erkenntnisse zur genetischen und morphometrischen Vielfalt bedrohter baden-württembergischer Fische und Neunaugen gewonnen werden.
Fazit
Genetische Analysen gehören seit Jahrzehnten zum Repertoire der Fischereiforschung. Auch für den modernen angewandten Artenschutz wird die Untersuchung der genetischen Diversität immer mehr zu einem essentiellen Bestandteil. Mikrosatelliten als Marker bilden einen guten Kompromiss aus Wirtschaftlichkeit und Erkenntnisgewinn und bieten eine Reihe von verlässlichen Indizes zur Bestimmung der genetischen Diversität. Zusammen mit morphometrischen Untersuchungen sind sie bestens geeignet, um konkrete genetische Managementeinheiten zu definieren und zukünftige Schutzmaßnahmen zu unterstützen. Für die meisten aquatischen Arten sind bereits passende Mikrosatelliten-Marker etabliert. Bei groß angelegten Schutzprojekten sollten jedoch Vorstudien klären, ob die ausgewählten Marker für die Zielarten geeignet sind. In bestimmten Fällen ist nichtsdestotrotz immer noch das Fachwissen von Experten nötig, da eine Vielzahl von Faktoren die genetische Diversität beeinflussen kann.